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EUGÈNE CUVELIER

EUGÈNE CUVELIER (1837–1900)
Landschaftsaufnahmen im Forêt de Fontainbleau, 1860er Jahre, Salzpapier, Albuminpapier

Seit 1859 lebte EUGÈNE CUVELIER in Barbizon, einem Dorf am Rande des Waldes von Fontainebleau, etwa 60 km von Paris. Dieser Wald ist sein Hauptmotiv, ein intensives und präzises Bild damaliger Naturerfahrung. Die deskriptiven und poetischen Eigenschaften seiner Fotografie, Bildfantasie und Bildstruktur sind Ausdruck eines kollektiven Traums wie der seiner Malerfreunde Jean-François Millet, Théodore Rousseau und Camille Corot.

Vermutlich benutzte er zur Auffindung der Standorte den damals berühmten Führer "Promenades en Forêt de Fontainebleau" von Denecourt. Seine Fotografien, sensible Naturtableaus, stilistisch den Gemälden der Ecole de Fontainebleau eng verwandt, waren hochgeschätzt und wurden auf dem französischen Kunstmarkt verkauft.

CUVELIER arbeitete parallel mit zwei Verfahren: Der Kalotypie (Negativ und Abzug auf Papier) und dem nassen Kollodiumverfahren (Glasnegativ und Papierabzug), die er bewusst einsetzte, je nachdem welchen Effekt seine Bilder erzielen sollten. War naturalistische Detailschärfe gefragt, bediente er sich dem „modernen“ Kollodiumverfahren und zog die Abzüge auf Albuminpapier ab, wollte er einen impressionistischen Effekt erzielen, verwendete er das in dieser Zeit bereits überholte Verfahren des Salzpapierabzugs, das mit seinen reichhaltigen Tonstufungen und Lichtkontrasten dem Bild eine unerreichte malerische Wirkung verlieh. Von einigen Motiven existieren daher verschiedene Negative vom selben Aufnahmestandort und mehrere Abzüge in unterschiedlichen Techniken, an denen die stilistischen und konzeptuellen Unterschiede durch die beiden verschiedenen Verfahren deutlich erkennbar werden.

CUVELIER untersucht auf differenzierte Weise die Formen, Oberflächen und Konturen von Bäumen, Steinen, Wasser und Sand. Er fotografierte zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten und widmet sich in einer Ausschliesslichkeit moosigen Steinen, Pflanzendickicht, menschenleeren Wegen, Nebel, Teichen und Sanddünen. Seine Bilder sind von einer überraschenden Modernität und lassen an eine verlassene Planetenlandschaft denken.