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AUGUST KOTZSCH 11/2010-12/2010

(Dresden / Loschwitz 1836-1910 ebd.)

Zum 100. Todestag von August Kotzsch, einem Pionier der Fotografie in Deutschland, zeigen wir eine Auswahl von 20 Originalabzügen um erneut auf dessen fotografisches Werk aufmerksam zu machen und seine Eigenheit zu unterstreichen.

Angeregt durch den Maler Ludwig Richter, begann der Winzersohn Kotzsch zu zeichnen und erwarb 1860, da ihm ein Kunststudium nicht ermöglicht werden konnte, seine erste fotografische Ausrüstung. Seit dieser Zeit arbeitete er als gewerblicher Fotograf in Loschwitz bei Dresden. Die Bandbreite seiner Sujets reicht von Porträtaufnahmen und Ortsansichten, Tier- und Pflanzenstudien bis hin zu Stillleben von Feld- und Gartenfrüchten sowie idyllisierenden Szenen alter Bauernhöfe. Sein Gesamtwerk, das zwischen 1860 und 1905 entstanden ist, umfasst rund 700 Motive.

Kotzsch ließ sich von seiner unmittelbaren Umgebung inspirieren und spezialisierte sich auf an der Wirklichkeit orientierte Naturstudien. Seine Bildwelt war geprägt durch die Kunstauffassung Ludwig Richters, der sich erstmals 1852 als Sommergast in Loschwitz eingemietet hatte und die folgenden 30 Jahre den Sommer dort verbringen sollte. Als Lehrer der Kunstakademie in Dresden (1841-1876) unternahm Richter Exkursionen in die ländliche Umgebung und ließ seine Schüler in der freien Natur zeichnen.

Agnes Matthias verweist in ihrem Katalogbeitrag Nach der Natur. Zu den Fotografien von August Kotzsch auf  „die Annäherung an das Themenfeld der Natur, die er in verschiedenen Kategorien wie Stillleben, Pflanzenstudien, Baumstudien und Naturstücken erfasste. Sein Blick war, im genauen Studium der Phänomene, von der Suche nach Form und Struktur bestimmt. […] er wies zugleich voraus auf Prinzipien einer neusachlichen Fotografie, die sich rund sechzig Jahre später entwickeln sollte.“ (MATTHIAS 2010, 49-50)

Seit 1884 unterhielt Kotzsch u. a. geschäftliche Beziehungen zu Hampel Bros., einer Kunsthandlung in New York, die einige seiner Motive als fotografische Studienblätter an Maler verkaufte. Ab 1890 fotografierte er nur noch gelegentlich und widmete sich verstärkt seiner Schmetterlingssammlung, die 12000 - 14000 gespannte Falter umfasst haben soll.             

*In Kooperation mit Volkmar Herre, Stralsund

Den Fotografien gegenübergestellt sind 2 Arbeiten von Hartmut Neumann, der sich in seinem Werk insbesondere der Naturinszenierung widmet. Traditionelle Bildsujets wie Höhlen, Kränze, Nester und andere Naturphänomene werden in Neumanns Bildkosmos bearbeitet (Arbeiten an der Natur), wobei sich Künstliches und Natürliches auf gleicher Höhe begegnen. Auch die beiden Skulpturen Naturzelt und Nestkonstruktion umkreisen das Themenfeld Natur als Artefakt.

weitere Ausstellungen:
2006